19. Januar 2009

Sozialer Holocaust.

Gestern entstand ein gewagtes Gedankenexperiment. Angeregt durch eine Diskussion über das politische Fiasko in Hessen während der Landtagswahl 2009 wurden einige militante, aber vor allem menschenrechtsfeindliche Thesen aufgestellt. Folgendes Szenario:

Wohin mit den Sozialschmarotzern, den Bildungsresistenten, den Unwilligen und den "selbstverschuldet Unmündigen", dem abgehängten Prekariat ... oder auch den Menschen, die für die 5,3% der hessischen Linken verantwortlich sind? Kurz: Wohin mit Generation Hartz4?
Das eigentlich erschreckende ist ja nicht unbedingt dass Deutschland so viele Hartz4 Empfänger beheimatet, sondern das gerade in der breitesten gesellschaftlichen Schicht der finanzielle Bezug ohne Gegenleistung als selbstverständlich betrachtet wird. Kurz: in der Unterschicht.
Dadurch ergibt sich in der deutschen Parteilandschaft ein programmatischer Teufelskreis. Der hessische Wahlkampf hat gezeigt wie wankelmütig Parteien mit ihrem Auftrag umgehen. Das ständige hin- und hergeschiebe von überparteilichen Kompromissen führt zu einer desensibilisierung der öffentlichen Wahrnehmung und nicht zuletzt auch der Politik selbst. Parteiprogramme werden auf die größten Wählergemeinschaften zugeschnitten und dementsprechend verkauft ("Schon wieder Koch?", SPD). Somit bürdet sich vor allem der Politiker mehr Verantwortung auf als er eigentlich zu tragen in der Lage ist, vor allem seit der Trend immer mehr zur Vermarktung von Charakterprofilen als zur Parteiideologie geht. Die Verantwortung liegt aber ganz alleine beim Wähler, nicht nur in der Umsetzung des gewählten Politikers.
Da besagte große Wählergemeinschaft, man kann nicht sagen sie würde die Verantwortung bewusst ablehnen, sie wird einfach garnicht bedacht. Es scheint selbstverständlich geworden zu sein das Parteien ein Spiegelbild religiöser Propheten geworden sind. Die werden das schon richten!
Kurz, aber grob: Politikverdrossenheit. Besser: Politiknegation.

Aber zurück, und nun der militante Teil: Irgendwann wird man vielleicht nicht mehr danach fragen wie man diese Menschen wieder zurück auf die Wege der Vernunft geleitet, sondern nur noch, wie man sich dieser am besten entledigt. Schnell, sauber und ohne viel Krach. Wie im dritten Reich. Das Wahlverhalten in Europa, die Kluft zwischen Arm und Reich, die für mich unter anderem ein Ergebnis oben genannten Teufelskreises darstellt, Kinderarmut durch Elternversagen, Eltern- oder Seniorenverarmung durch Kinderversagen, Politikversagen durch Wählerversagen, Wählerversagen durch Politikversagen usw.. Die Liste ist lang, aber wie gegensteuern? Die Landespolitik ist bis zur Bundestagswahl in parteiliche und überparteiliche Grabenkämpfe verwickelt, die Bundespolitik braucht ganz schnell ganz viel Geld und hat deswegen die Pferdebrille aufgesetzt, am Gaza-Streifen geht die Welt unter und Otto Normal hat sich gewundert, warum denn eigentlich dieser Barack Obama nicht auf dem Wahlzettel steht.

Was gebraucht wird ist ein Bundespolitiker mit Brecheisenprofil. So jemanden gab es ja schonmal, er konnte nicht so gut laufen, hat aber, was die Propaganda an sich anging, seinen Job sehr ernst und gewissenhaft ausgeführt. Ein Mann der Tat, das braucht Deutschland! Das würde Projekten zur sozialen Säuberung Tür und Tor öffnen. Zwangsarbeit, Zwangsbildung, Zwangsmeinung, Zwangsenteignung, Zwangsenterbung ... Zwangsalles. Kurz: das Hartz4-Lager.
Die DB könnte groß im Deportationsgeschäft einsteigen mit Option nach Italien, die Arbeitsplätze wären gesichert, (der sogenannte "Zwangsbeamte"), die Russen können endlich wieder guten gewissens Gas verkaufen ... und ... es gäbe endlich wieder Personal um mal wieder irgendwo einzumarschieren. Gefühltermaßen erfreut sich das ja steigender Beliebtheit in der Hartz4-Resistance, eingestehen mags aber dann doch niemand. Wäre auch, zugegeben, schlecht fürs Unternehmensprofil.

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